Armeeführung und Militäreliten in Byzanz, 1081–1203
Selektion, Hierarchie, Repräsentation
Tristan Schmidt
- Pages: approx. 528 p.
- Size:156 x 234 mm
- Illustrations:6 tables b/w., 1 maps b/w
- Language(s):German, Greek
- Publication Year:2025
- € 110,00 EXCL. VAT RETAIL PRICE
- ISBN: 978-2-503-61450-2
- Paperback
- Forthcoming (Mar/25)
- € 110,00 EXCL. VAT RETAIL PRICE
- ISBN: 978-2-503-61451-9
- E-book
- Forthcoming
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A systematic analysis of the Byzantine military elite from the Komnenian era up to the beginning of the thirteenth century.
Tristan Schmidt is a researcher in Byzantine history and culture. His work focuses on the Byzantine aristocracy, military leadership in the Komnenian era and on conceptualizations of the natural environment in Byzantium. In 2020 he published his first monograph on the use of animal imagery in the Byzantine political discourse (12th century). Currently he is assistant professor at the Silesian University of Katowice.
Das mittelalterliche Byzanz erlebte während des „langen“ zwölften Jahrhunderts (1081-1204) eine letzte Phase als mediterrane Großmacht. Nach den Krisen des ausgehenden elften Jahrhunderts führte die Etablierung der komnenischen Herrscherdynastie zu einer Periode innerer und äußerer Stabilität. Erst in den politisch und militärisch turbulenten 1180er Jahren sollte das System erneut unter massiven Druck geraten, bevor die Zäsur des IV. Kreuzzuges (1204) gar das vorläufige Ende der staatlichen Einheit brachte.
Die byzantinischen Streitkräfte spielten in dieser Zeit stets eine zentrale Rolle für Staat und Gesellschaft, nicht nur als Instrument der Gewaltausübung und Herrschaftsdurchsetzung, sondern auch als Arbeitgeber, Konsument von Gütern und Dienstleistungen, Betätigungsfeld der Machtelite, Kanal sozialen Aufstiegs und Ort der Integration ausländischer Eliten. Die kaiserlichen Feldherren und Kommandeure lassen sich nicht als reine Funktionselite betrachten, sondern sie waren eingebunden in den Mikrokosmos des Hofes, in Familien- und Patronagebeziehungen, regionale und ethnische Netzwerke. Ihre Geschichte ist nicht nur Militär- sondern stets auch Sozial-, Politik,- Wirtschafts-, und Kulturgeschichte.
Das vorliegende Werk analysiert zum ersten Mal systematisch die personelle, soziale, ethnische und regionale Zusammensetzung der kaiserlichen Feldherren und Offiziere. Die Dynamik politischer, gesellschaftlicher und militärischer Rahmenbedingungen veränderte immer wieder die Personalstrategien der aufeinanderfolgenden Regierungen wie auch die Praktiken der Auswahl und Selektion sowie den Umgang mit formellen und informellen Hierarchien. Die Strukturen und Praktiken militärischer Führung waren dabei stets in gesellschafts- und zeitspezifische Semantiken und Diskurse eingebettet, die ein spezifisch byzantinisches Bild militärischer Führungskultur erkennen lassen.
Einleitung
1 Militärführung und Gesellschaft – theoretische und methodologische Überlegungen
2 Die Militärführung des ausgehenden 11. bis zum frühen 13. Jahrhundert – Untersuchungskategorien und Begriffsklärungen
3 Perspektiven der Untersuchung
4 Der Untersuchungszeitraum
5 Herausforderungen und Chancen der Quellenüberlieferung
6 Forschungsstand
Teil I: Militärische Personalentscheidungen während der Regierungszeit Kaiser Alexios᾿ I. Komnēnos
1 Soziopolitische und militärische Ausgangslage, Fragestellungen
2 Militärische Führungsposten und die politische Etablierung des Regimes
3 Die Militäraristokratie - regionale und personelle Netzwerke
4 Die Bedeutung von Verwandtschaft zum regierenden Kaiser
5 Ausländer und Palastfunktionäre: Aufstiegskarrieren
6 Begrenzte Entscheidungsfreiheit - Personalentscheidungen im Spannungsfeld politischer Integration, Partizipation und Kontrolle
7 Der Umgang mit militärischem Scheitern und Fehlverhalten
8 Amtsvergaben und höfische Hierarchie
9 Fazit
Teil II: Die Personalpolitik in der Regierungszeit Iōannēs II. und Manuēls I.
1 Soziopolitische und militärische Ausgangslage, Fragestellungen
2 Militärische Führungspositionen im Kontext von Amtsstrukturen und höfischer Hierarchie
3 Militärische Führungspositionen und das Kriterium der Verwandtschaft zum Kaiserhaus
4 Zwischen Propaganda und Praxis: Die Rolle der Kaiserfamilie im Feld
5 Interne Selektionsprozesse und die Entscheidungskompetenz des Herrschers
6 Die Selbstdarstellung von Herrscher und Generälen
7 Das Scheitern von Personalentscheidungen und Sanktionierung von Fehlverhalten
8 Die Gruppe der mittleren Kommandeure
9 Ausländische Spezialisten und Aufsteiger aus dem Palast
10 Der Einfluss regionaler Netzwerke auf militärische Personalentscheidungen
11 Fazit
Teil III: Das militärische Oberkommando in der Zeit von 1180 bis 1204
1 Soziopolitische und militärische Ausgangslage, Fragestellungen
2 Die Regentschaftsregierungen unter dem prōtosebastos Alexios und Andronikos Komnēnos (1180–1183)
3 Die Personalpolitik in der Regierungszeit des Andronikos I. (1183–1185)
4 Die Personalpolitik in der Regierungszeit des Isaakios II. (1185–1195)
5 Die Personalpolitik in der Regierungszeit des Alexios III. (1195–1203)
6 Die Verwandtschaft zum Kaiser und der Zugang zu militärischen Führungspositionen
7 Kommandostellen und höfische Titel
8 Der Einfluss regionaler Vernetzung auf militärische Personalentscheidungen
9 Fazit
Teil IV: Übergreifende Entwicklungen
1 Zugangs- und Entscheidungsfaktoren: Die Mitgliedschaft im Kandidatenkreis
2 Die Ebene der eigentlichen Personalentscheidung, Kommandoübertragung und Hierarchiebildung
3 Literarische Begründungs- und Rechtfertigungssemantiken
Prosopographische Anhänge
Quellen- und Literaturverzeichnis
Indices