Book Series Corpus Christianorum Continuatio Mediaevalis, vol. 183

Raimundus Lullus

Opera latina XXIX (46-48)

M. Romano, F. Santi (eds)

  • Pages: 520 p.
  • Size:155 x 245 mm
  • Language(s):Latin, Italian
  • Publication Year:2004

  • € 260,00 EXCL. VAT RETAIL PRICE
  • ISBN: 978-2-503-04831-4
  • Hardback
  • Available


Summary

Nachdem Lull dem intellektuellen Erkennen und Erforschen der Realität die Ars inventiva (op. 44) gewidmet hatte, versuchte er in der Ars amativa darzustellen, wie die erkannte und verstandene Realität durch die Willenskraft bzw. durch die Liebe intensiv angeeignet wird. Dient die Ars inventiva der Gotteserkenntnis, so die Ars amativa der Gottesliebe. Die Ars amativa gehört in die Struktur der ars lulliana, von der sie ihr ontologisches Fundament, ihre argumentative Logik und die Kombinatorik der vier in der Ars inventiva entwickelten Figuren übernimmt. Zu Beginn werden die achtzehn Prinzipien vorgestellt, welche anschließend durch die Figuren visualisiert und dem kombinatorischen System integriert werden. Im zweiten Teil werden die in zwei Gruppen geordneten Regeln, d. h. achtzehn Modalitäten, vorgestellt, die sowohl für das Erforschen und Erkennen des Wahren wie für das Wollen und Lieben des Guten eingesetzt werden müssen. Im dritten Teil werden die achtzehn principia artis in bezug auf die Liebe bestimmt, um die spezifischen Aspekte einer ‚Kunst’ der Liebe zu entfalten. Nach einer einleitenden philosophischen Erörterung wird die für Lull entscheidende dynamische Funktion des Liebens in der Erkenntnis der Realität angesprochen. Im vierten Teil werden die behandelten principia charakterisiert und personifiziert. Anhand der vierten Figur der Ars inventiva werden dann 833 ‚Bedingungen’ aufgestellt, die aus allen möglichen Kombinationen zwischen den in Dreiergruppen aufgeteilten achtzehn principia entstehen. Diese ‚Bedingungen’ sind kurze, ähnlich den ‚moralischen Metaphern’ des berühmten Liber amici et amati formulierte Erzählungen: Die zu handelnden Personen verwandelten Prinzipien reden, zeigen Gefühle und diskutieren unter sich, jedes in der ihm vorher per definitionem zugeschriebenen Rolle. Im fünften Teil werden zunächst 833 Fragen gestellt, eine zu jeder im vorangehenden Teil erzählten ‚Bedingung’, und danach zwanzig ausführliche Fragen, die mittels Kombination innerhalb der Figuren entstanden sind und auf die je eine Lösung folgt. Im Epilog erscheinen die personifizierten Prinzipien zusammen mit der Liebe, dem Freund und dem Geliebten auf einer Bühne und fordern die Prinzipien auf, sich mehr um die Liebe zu kümmern und die einseitige Ausrichtung auf den Intellekt zu beenden.

Die Edition des zweiten, wesentlich kürzeren Textes dieses Bandes, Quaestiones quas quaesivit quidam frater minor, hat freundlicherweise Prof. Dr. Francesco Santi, Lecce/Firenze, übernommen. Wir danken ihm dafür, daß er seine Erfahrung und Kompetenz bei der Edition lateinischer Texte des Mittelalters in den Dienst der Herausgabe dieses kleinen, wichtigen und bislang unedierten Werkes Lulls gestellt hat. Es handelt sich um eine Sammlung von 32 Fragen, die laut Lull von einem Franziskaner, der im Text nicht in Erscheinung tritt, gestellt wurden und mit Hilfe der Ars inventiva, teils auch der Ars amativa und vor allem des Liber chaos gelöst werden. Es geht vor allem um naturphilosophische Fragen (erste Ursache, Schöpfung, Ewigkeit der Welt, Zeit und Raum), aber auch um das Verhältnis zwischen der Sprache der zeitgenössischen Metaphysik und der lullschen Theologie.

TABLE OF CONTENTS

Raimundus Lullus — Ars amativa boni (op. 46) — ed. M. Romano

Raimundus Lullus — Quaestiones quas quaesivit quidam frater minor (op. 48) — ed. F. Santi