- Pages: 504 p.
- Size:210 x 270 mm
- Illustrations:33 b/w, 17 col., 4 tables b/w.
- Language(s):German, Latin
- Publication Year:2024
- € 130,00 EXCL. VAT RETAIL PRICE
- ISBN: 978-2-503-60189-2
- Hardback
- Available
Eine Neuinterpretation der ‚Genuesischen Weltkarte‘ vor dem Hintergrund diskursiver zeitgenössischer Auseinandersetzungen zu verschiedensten, von Geographie bis zu Theologie reichender Themen auf Basis eines speziell dafür entwickelten Analysekonzepts.
Gerda Brunnlechner lehrt und forscht an der FernUniversität in Hagen.
Dieses Buch lenkt den Fokus auf die Rolle vormoderner Karten als potenzielle Stimmen, die Überzeugungen und Handlungsaufforderungen vermittelten. Es stellt ein neues Konzept zur Analyse vormoderner Karte vor und setzt es am Beispiel der sogenannten ‘Genuesischen Weltkarte‘ von 1457 um, einer anonymen, dem nordmediterranen Raum entstammenden Karte, von der weder der genaue Erstellungsort noch der unmittelbare Nutzungskontext bekannt sind. Im ausgehenden Mittelalter beschäftigten sich verschiedenartige Kreise intensiv mit geographischen und kartographischen Fragen. Zusätzlich zu den Zeugnissen gelehrter Mönche und Kleriker wird nun das Interesse von weltlichen Gelehrten, Fürsten, Notaren, Händlern, Seefahrern und humanistischen Zirkeln an Karten greifbarer. Angeregt wurde dieses Interesse durch das Anwachsen des Wissens über die Welt. Lateineuropäische Reisende und Gesandte aus fernen Ländern berichteten über ihre Erfahrungen aus Asien und Afrika. Frühe Humanisten fanden Handschriften fast vergessener antiker Werke wieder, so dass sich der Blick auf das Autoritätenwissen änderte. Insbesondere die spätestens 1409 fertiggestellte lateinische Übersetzung der ‚Geographia‘ des Alexandriner Astronomen Klaudios Ptolemaios machte Furore und wird in der Forschung als Anstoß einschneidender Veränderungen der Kartographie gesehen.
Der Abgleich der ‘Genuesischen Weltkarte‘ mit Karten aus über 130 Archivsignaturen zeigt, dass sie sich in mehrfacher Hinsicht von den üblichen Karten des 14./15. Jahrhunderts der nordmediterranen Region abhebt. Ihre Kartenmacher waren keine konventionellen Ersteller von Küstenlinienkarten oder Serienkarten. Vielmehr waren sie humanistisch interessiert, mathematisch gebildet und entstammten wahrscheinlich dem Umfeld der Kurie und des Konzils von Ferrara-Florenz (1438-1445). Es greift zu kurz, ihre innovative Anlehnung an Ptolemaios als Verengung des Fokus rein auf topographische Genauigkeit zu deuten, vielmehr zeichneten sie ein raumzeitliches, als kohärente heilsgeschichtliche Erzählung zu verstehendes Bild der Welt.
Einleitung
Kapitel Eins: Grundlagen
Kapitel Zwei: Kartenmachende – Annäherung an den Handlungsraum
Kapitel Drei: Kartenbild – Strukturen der dargestellten Welt
Kapitel Vier: Kommunikation – Stimmen der Kartenmachenden im Kartenbild
Epilog
Summary in English
Anhang:
I. Erläuterungen, Transkriptionen und Übersetzungen zu den Kartenzeichen der ‚Genuesischen Weltkarte‘
II. Liste der Vergleichskarten
III. Vergleich der ‚Genuesischen Weltkarte‘ mit den Koordinaten des Ptolemaios
IV. Vergleich der Größen verschiedener Karten