Book Series Epitome musical

Textdeklamation in der Motette des 15.Jahrhunderts

Thomas Schmidt-Beste

  • Pages: 556 p.
  • Size:170 x 244 mm
  • Language(s):German
  • Publication Year:2003

  • € 70,00 EXCL. VAT RETAIL PRICE
  • ISBN: 978-2-503-51490-1
  • Paperback
  • Available


BIO

Thomas Schmidt-Beste, geb. 1968 in Konstanz, studierte Musikwissenschaft, Geschichte und Italianistik in Heidelberg und Chapel Hill (USA). 1995 Promotion in Heidelberg mit einer Arbeit zur Musikästhetik Felix Mendelssohn Bartholdys. 1995-2002 wissenschaftlicher Angestellter am Forschungsprojekt “Cappella Sistina” der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; 1998-99 Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung in Urbana (USA). 2001 Habilitation in Heidelberg und Ernennung zum Privatdozent; seit 2002 Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Summary

Das 15. Jahrhundert gilt traditionell als eine Zeit, in der das Verhältnis von Text und Vertonung in der geistlichen Musik als schwer bestimmbar oder überhaupt als unbestimmt gilt. Die vermeintliche Ungenauigkeit der Textunterlegung in den Quellen sowie das generelle Schweigen der zeitgenössischen Musiktheorie zum Thema haben dazu geführt, dass feste ‘Regeln’ oder auch nur Anhaltspunkte zur musikalischen Deklamation lateinischer Texte bisher nicht erarbeitet werden konnten. In der vorliegenden Arbeit wird ein Ansatz vorgestellt, der dieses Problem weitgehend löst. Zunächst lässt sich anhand der musikalischen Faktur weitgehend zwischen ‘deklamatorischen’ und ‘nicht deklamatorischen’ Passagen in der Vertonung differenzieren. Die‚ deklamatorischen Passagen‘ (die in der Regel auch in den Quellen am präzisesten textiert sind) sind ihrerseits in einer Art und Weise rhythmisiert, die sehr eng mit dem Texttyp der Vorlage (Prosa/rhythmische Prosa/rhythmische  Dichtung/silbenzählende Dichtung/metrisch-quantitierende Dichtung) korreliert. Am deutlichsten lässt sich in der einfachen Mehrstimmigkeit zeigen (Lauden, Cantiones, Psalmrezitation), dass mit jedem Texttyp bestimmte musikalisch-rhythmische Modelle korrelieren; diese Modelle, die zum Teil erheblich von dem abweichen, was gemeinhin als ‚gute‘ Textdeklamation gilt, können aber auch auf die komplexesten Motetten der Zeit übertragen werden. Die Modelle sind zudem über den gesamten Untersuchungszeitraum und darüber hinaus konstant; die angeblich zunehmende Berücksichtigung des ‘korrekten’ Prosaakzentes in der Motette ab dem frühen 16. Jahrhundert ist somit nicht das Resultat eines humanistisch motivierten ‘besseren’ Textbewusstseins, sondern das Resultat einer Verschiebung in der Textauswahl, weg von rhythmisch-metrischen Vorlagen und hin zu Prosavorlagen.