Die Erforschung der Pseudo-Chrysostomica hat seit 1968 mit
den Codices Chrysostomici Graeci und mit der
Übersicht über noch nicht editierte Texte, die M. Geerard
1974 im zweiten Band der Clavis Patrum Graecorum
zusammengestellt hat, für jene Patristiker, die an kritischen
Editionen von Homilien arbeiten, grosse Fortschritte gemacht. Die
Texte selbst sind aber bisher einem grösseren Kreis
interessierter Patristiker nicht zugänglich geworden; wollte
man auf kritische Editionen denselben warten, in denen die
Überlieferungsgeschichte anhand aller uns noch
zugänglichen Zeugen geklärt wird, dann besteht wenig
Hoffnung, dass sie in kommenden Jahrzehnten jenen Patristikern und
allgemein jenen Philologen bekannt werden, die nicht unmittelbar
mit den betreffenden Handschriften selbst arbeiten. Die Clavis von
M. Geerard nennt allein 239 nicht editierte Texte, und diese Liste
ist bei weitem nicht vollständig. Sucht man nach einem Weg,
alle bekannten Pseudo-Chrysostomica so schnell wie
möglich gedruckt vorlegen zu können und dennoch einen im
allgemeienen vertraubaren Text zu schaffen, dann kan dies nur
bedeuten, dass man in Ausgang von einer oder mehrerer "guter"
Handschriften den Text ohne jeden Apparat und ohne irgendeinen
Kompromiss in Richtung einer kritischen Edition wiedergibt. Die
Texte, die Bernard de Montfaulcon (1655-1741) geschaffen hat,
leisten uns noch heute nützliche Dienste; und wer vor allem am
Inhalt von Texten interessiert ist, wird deren Aussage im
allgemeinen auch mit einem Migne-Text gut erfassen. Das
wissenschaftliche Ideal einer kritischen Edition wird damit nicht
in Frage gestellt, sicher nicht von den Herausgebern dieses neuen
Instrumentum studiorum.